Open Education
Open Education und Open Educational Resources (OER) sind nach wie vor weltweite Trends, wenngleich man sagen muss, dass der Ansatz kostenloser und freier Bildung bzw. Bildungsmaterialien noch keine Selbstverständlichkeit ist. Die Gründe dafür liegen in Deutschland besonders in einem fest etablierten (Schulbuch)verlagssystem, aber auch in fehlenden Konzepten für eine verlässliche Qualitätssicherung. Nicht zuletzt spielen auch kulturelle und persönliche Gründe eine wichtige Rolle.
In den USA sind OER aus einem anderen Grund ein wichtiges Thema, denn dort kosten Lehrbücher in der Regel viel Geld. Kostenlose Alternativen bedeuten für viele Lernende, überhaupt Zugang zu Bildung zu bekommen und eine geringere Verschuldung während des Studiums. Das “frei” im Sinne von “Freiheit” steht hier nicht primär im Fokus.
Freie und offene Bildungsmaterialien erstellen und verwenden
Ähnlich wie R. Stallmann es für Software gefordert hatte, fordert David Wiley fünf Rechte ein, die Nutzende von OER haben sollten:
- Verwahren/Vervielfältigen – das Recht, Kopien des Inhalts anzufertigen, zu besitzen und zu kontrollieren (z.B. Download, Speicherung und Vervielfältigung)
- Verwenden – das Recht, den Inhalt in unterschiedlichen Zusammenhängen einzusetzen (z.B. im Klassenraum, in einer Lerngruppe, auf einer Website, in einem Video)
- Verarbeiten – das Recht, den Inhalt zu bearbeiten, anzupassen, zu verändern oder umzugestalten (z.B. einen Inhalt in eine andere Sprache zu übersetzen)
- Vermischen – das Recht, einen Inhalt im Original oder in einer Bearbeitung mit anderen offenen Inhalten zu verbinden und aus ihnen etwas Neues zu schaffen (z.B. beim Einbauen von Bildern und Musik in ein Video)
- Verbreiten – das Recht, Kopien eines Inhalts mit Anderen zu teilen, im Original oder in eigenen Überarbeitungen (z.B. einem Freund eine Kopie zu geben oder online zu veröffentlichen) 2
Technische Anforderungen an OER
Wiley ergänzt diese “5R” noch um das ALMS-Framework, mit dem bestimmte Anforderungen auch an die technische Umsetzung von OER gestellt werden:
- Access to Editing Tools: Is the open content published in a format that can only be revised or remixed using tools that are extremely expensive (e.g., 3DS MAX)? Is the open content published in an exotic format that can only be revised or remixed using tools that run on an obscure or discontinued platform (e.g., OS/2)? Is the open content published in a format that can be revised or remixed using tools that are freely available and run on all major platforms (e.g., OpenOffice)?
- Level of Expertise Required: Is the open content published in a format that requires a significant amount technical expertise to revise or remix (e.g., Blender)? Is the open content published in a format that requires a minimum level of technical expertise to revise or remix (e.g., Word)?
- Meaningfully Editable: Is the open content published in a manner that makes its content essentially impossible to revise or remix (e.g., a scanned image of a handwritten document)? Is the open content published in a manner making its content easy to revise or remix (e.g., a text file)?
- Self-Sourced: It the format preferred for consuming the open content the same format preferred for revising or remixing the open content (e.g., HTML)? Is the format preferred for consuming the open content different from the format preferred for revising or remixing the open content (e.g. Flash FLA vs SWF)3?
Nimmt man diese Hinweise ernst, spricht Vieles für die Verwendung freier und offener Softwareprogramme und Formate. Wie Dürkop (2016) vorschlägt, kann ein System zur zyklischen Entwicklung und (Nach)nutzung von OER mit Hilfe von Versionskontrollsystemen, Static-SiteGeneratoren und einfachen Textformaten erreicht werden. Hierbei gibt es noch viele Herausforderungen auf unterschiedlichen Ebenen.
Referenzen
Links
- Clements, K., Pawlowski, J. & Manouselis, N. (2015). Open educational resources repositories literature review – Towards a comprehensive quality approaches framework. Computers in Human Behavior, 51, 1098–1106. Zugriff am 8.5.2016. Verfügbar unter: http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0747563215002162
- Dürkop, A. (2016, April 28). Entwicklung einer offenen technischen Infrastruktur für HOOU-Lernarrangements an der TUHH. Hamburg Open Online University. Projektblog, . Zugriff am 16.6.2018. Verfügbar unter: https://doi.org/10.15480/882.1649
- Ebner, M. & Schön, S. (Hrsg.). (2014). Wie man ein offenes Lehrbuch in sieben Tagen mit mehr als 200 Mitmacher/innen neu auflegt. Norderstedt: Books On Demand. Zugriff am 19.4.2016. Verfügbar unter: http://l3t.eu/oer/images/band7_L3T20.pdf
- Neumann, J. & Muuß-Merholz, J. (Hrsg.). (2016). OER Atlas 2016. Köln; Düsseldorf: o.V. Zugriff am 7.3.2016. Verfügbar unter: http://open-educational-resources.de/wp-content/uploads/sites/4/2016/02/OER-Atlas-2016-komplett.pdf
- Neumann, J.L. (2016, März 18). The German speaking OER landscape in numbers. OER World Map. Zugriff am 24.6.2016. Verfügbar unter: https://oerworldmap.wordpress.com/2016/03/18/the-german-speaking-oer-landscape-in-numbers/
- Pirkkalainen, H., Jokinen, J.P.P. & Pawlowski, J.M. (2014). Understanding Social OER Environments - A Quantitative Study on Factors Influencing the Motivation to Share and Collaborate. IEEE Transactions on Learning Technologies, 7 (4), 388–400. Zugriff am 4.3.2015. Verfügbar unter: http://ieeexplore.ieee.org/lpdocs/epic03/wrapper.htm?arnumber=6823168
- Wiley, D. (2015, Oktober 23). 5R Open Course Design Framework. SlideShare-Präsentation, . Zugriff am 8.3.2016. Verfügbar unter: http://www.slideshare.net/opencontent/5r-open-course-design-framework-fall-2015-version
- Richtlinie zur Förderung von Offenen Bildungsmaterialien (Open Educational Resources – OERinfo). Bundesanzeiger vom 15.01.2016
- Informationsstelle OER
- OERcamp 2017, Hamburg, 23. und 24.06.2017
Die deutsche Übersetzung der “5R” unter http://open-educational-resources.de/5rs-auf-deutsch/ basiert auf der englischen Fassung von Wiley unter http://www.opencontent.org/definition/↩