Variablen

Um Daten in einem Programm verarbeiten zu können, muss man sie zunächst speichern können. Als Speicherorte dienen Variablen, denen Werte zugewiesen werden.

tier = "Dackel"

Auf der linken Seite des Gleichheitszeichens steht der Variablennamen, auch Bezeichner genannt, rechts davon der Wert. Hier wird der Variablen tier der String "Dackel" zugewiesen. Damit wird die Variable definiert.

Bezeichner sollten sinnvoll und selbstdokumentierend gewählt werden. Das heißt, dass der Name der Variablen Auskunft über den Sinn und die Verwendung des Werts geben sollte1. In Python können alle Datentypen Variablen zugewiesen werden.

Geltungsbereich von Variablen

Der Ort, wo eine Variable definiert wurde, entscheidet über ihren Geltungsbereich und damit über ihre Sichtbarkeit im Programm. Man unterscheidet lokale und globale Variablen2.

Dieses Konzept bringt einige Regeln mit sich, die zunächst kompliziert erscheinen mögen. Im Moment einer Zuweisung oder Definition werden Bezeichner in einem Namensraum verortet und sind nur dort gültig. Die Idee dahinter ist es, Ordnung zu schaffen und zu vermeiden, dass sich Namen gegenseitig stören und überschreiben können. Man kann sich das vielleicht vorstellen wie Räume in einem Gebäude.

Das folgende Beispiel zeigt die Definition einer lokalen Variablen:

def setup():
    tier = "Igel"
    text(tier, 30, 30)

In der Funktion setup() wird der Variablen tier der String "Igel" zugewiesen. Damit ist der Geltungsbereich von tier lokal auf die Funktion beschränkt. Die Ausführung des Programms funktioniert, es wird der Inhalt der Variablen als Text auf die Leinwand gezeichnet.

Durch das Konzept der Namensräume in Python ist es möglich, zwei verschiedene Variablen mit gleichem Namen zu definieren:

Gleicher Name in unterschiedlichen Namensräumen

Die Ausgabe auf der Konsole zeigt, dass die Geltungsbereiche der Variablen unterschiedlich sind. Die Zuweisung von "Dackel" an tier innerhalb von setup() überschreibt nicht die Variable außerhalb der Funktion. Der Geltungsbereich von tier = "Hund" ist in diesem Beispiel global, der von tier = "Dackel" lokal auf den Geltungsbereich der Funktion beschränkt.

Wie sich die lokale Beschränkung des Geltungsbereichs in anderen Zusammenhängen auswirkt, zeigt das folgende Beispiel:

Die in der Funktion definierte Variable ist außerhalb unbekannt.

In der Funktion draw() wird versucht, auf die Variable tier zuzugreifen. Bei Ausführung des Programms wird ein Fehler geworfen:

    NameError: global name 'tier' is not defined

Der Python-Interpreter sucht zunächst lokal, also innerhalb der Funktion draw() nach tier. Da er die Variable dort nicht findet, geht er davon aus, dass sie global verfügbar ist. Das ist aber auch nicht der Fall, sodass er zu dem Schluss kommt, dass sie noch nicht definiert wurde.

Was bedeutet aber global verfügbar? Variablen sind dort gültig, wo sie definiert wurden. Werden sie folglich außerhalb von Funktionen definiert, ist ihr Geltungsbereich global.

Das folgende Beispiel macht tier global verfügbar:

tier = "Igel"

def setup():
    text(tier, 30, 30)
    
def draw():
    text(tier, 30, 80)

tier wird außerhalb aller Funktionen definiert und steht damit für lesenden Zugriff in allen Bereichen des Programms zur Verfügung.

Oft kommt es allerdings vor, dass Variablen zur Laufzeit des Programms ihren Wert ändern sollen. Es soll also schreibend auf die Variable zugegriffen werden. Aus dieser Anforderung folgen neue Regeln:

Schreibzugriff auf globale Variable mit Fehler

Hier wird versucht, den bisherigen Inhalt von tier zu verändern, indem noch ein weiterer String angehängt wird. Der entstehende String "Igelstacheln" soll dann der Variable tier wieder zugewiesen werden. Der Interpreter steigt mit einer Fehlermeldung aus:

    UnboundLocalError: local variable 'tier' referenced before assignment

Auf Deutsch heißt das: Auf die lokale Variable tier wurde zugegriffen, bevor sie definiert wurde. tier + "stacheln" funktioniert noch, die Zuweisung an tier scheitert dann aber, weil tier lokal nicht definiert wurde und Python immer versucht, die Variable im lokalen Geltungsbereich zu erstellen oder zu ändern, es sei denn, sie wurde als global deklariert (vgl. Lutz 2013, S. 488).

Um das letzte Beispiel zum Laufen zu bringen, ist folgendes möglich:

tier = "Igel"

def setup():
    global tier
    tier = tier + "stacheln"
    text(tier, 10, 30)
    
def draw():
    text(tier, 10, 80)

Mit der Deklaration von tier als globale Variable ist auch der Schreibzugriff möglich. Das Ergebnis auf der Leinwand zeigt nun zweimal die "Igelstacheln", da der Wert der Variablen nicht lokal, sondern global geändert wurde.

Zusammenfassung

Zusammenfassend können folgende Regeln formuliert werden:

  • Variablen, die in einer Funktion definiert wurden, sind auch nur sichtbar in dieser Funktion. Ein Zugriff von außen auf diese Variablen ist nicht möglich.
  • Variablen, die innerhalb einer Funktion definiert wurden, kollidieren nicht mit Variablen gleichen Namens, die außerhalb oder anderweitig existieren.
  • Wenn eine Variable außerhalb aller Funktionen definiert wurde, ist sie global im Bezug auf die gesamte Datei3.
  • Python sucht nach Namen von innen nach außen. Das heißt, es wird immer erst geschaut, ob ein Name lokal vorhanden ist, dann ob er global vorhanden ist. Findet Python den Namen, hört die Suche auf.

Lernvorschläge

  1. Lies auch die Kapitel Funktionen und Animationen. Dort wird von dem Ausdruck global Gebrauch gemacht.

  1. Vgl. Passig (2013) zur qualvollen Suche nach dem richtigen Bezeichner [return]
  2. Auf die Erklärung von nicht-lokalen Variablen wird hier verzichtet. Vgl. hierzu Lutz (2013, S. 485 ff.) [return]
  3. Über Dateien können weitere Namensräume voneinander abgegrenzt werden. Vgl. hierzu auch Lutz (2013) [return]
Verstanden
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